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Kein Nachweis für Bettenmanipulation auf Intensivstationen
Krankenhäuser haben während der zweiten und dritten Corona-Welle in Deutschland Hilfszahlungen erhalten, wenn die Intensivbetten-Belegung hoch war. Unter anderem hatte allerdings der Bundesrechnungshof den Verdacht erhoben, dass Krankenhäuser die Anzahl der gemeldeten Intensivbetten manipuliert haben könnten, um solche Hilfszahlungen zu erhalten. Wie eine aktuelle Studie des ZEW Mannheim zeigt, lässt sich allerdings empirisch kein Nachweis dafür erbringen: Weder die Verteilung der gemeldeten freien Kapazitäten noch deren Entwicklung über die Zeit weisen signifikante Auffälligkeiten auf. Der Rückgang der Intensivbettenkapazität während der zweiten und dritten Corona-Welle in Deutschland war daher wahrscheinlicher durch direkte Folgen der Erkrankungslast bedingt, als durch manipulierte Meldungen. „Die Behauptung, Krankenhäuser hätten ihre Bettenkapazität strategisch gemeldet, um zusätzliche Hilfszahlungen…
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Mit Ungeduld und langem Atem
Subventionen helfen, den Verkauf von umweltfreundlichen Produkten wie Lastenrädern oder E-Bikes anzukurbeln. Oftmals werden sie aber nach dem Gießkannenprinzip verteilt. Dadurch profitieren häufig diejenigen, die nicht auf Subventionen angewiesen sind und andere, die sie wirklich benötigen, werden ausgeschlossen. Wie man diese negativen Effekte verringert, zeigen Wissenschaftler des ZEW Mannheim in einer neuen theoretischen Studie. In dieser setzen sie auf die Ungeduld finanzstärkerer Käufer/innen, um Mitnahmeeffekte bei gleichbleibenden Verwaltungskosten zu verringern. „Oft funktionieren die Fördertöpfe vieler Kommunen oder des Bundes nach dem Prinzip ´Wer zuerst kommt, mahlt zuerst´. Das Verteilen benötigt zwar keine aufwendigen Prüfungen und hält die Kosten niedrig, ist aber nicht sonderlich effizient“, sagt Ko-Autor Prof. Dr. Adrian Hillenbrand,…
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Mannheimer Innovationspanel gewinnt Schumpeter School Preis
Im Jahr 1993 holten Georg Licht und Dietmar Harhoff – damals noch Nachwuchswissenschaftler – ein Panel zu Innovationsdaten an das frisch gegründete ZEW in Mannheim und bauten es zum Mannheimer Innovationspanel (MIP) aus. Damit starteten sie die erste europaweite Innovationserhebung, die bis heute jährlich durchgeführt wird. 30 Jahre später wird das MIP nun mit dem prestigeträchtigen Preis der Schumpeter School ausgezeichnet. Der Preis ist sonst Wissenschaftlern/-innen vorbehalten, die wichtige Beiträge zur Forschung Schumpeters leisten. In diesem Jahr betont die Jury jedoch die Rolle der Datenproduzenten/-innen und will diese würdigen. Verliehen wurde der Preis am 23. Juni 2023 an der Bergischen Universität Wuppertal. Einblicke in die Innovationstätigkeit von Unternehmen …
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Arbeitsmarktpotenziale besser nutzen
Seit der ersten Gastarbeiter-Anwerbung vor knapp 70 Jahren entwickelte sich Deutschland nach den USA zum weltweit zweitwichtigsten Einwanderungsland. Trotzdem tun sich Politik und Gesellschaft bis heute mit dieser Rolle schwer. Dabei ist eine vorausschauende Integrations- und Einwanderungspolitik wichtiger denn je, da die Arbeitsmarktperspektiven von neu angekommenen Migrantenkohorten in den letzten zwei Jahrzehnten stagnierten. Gerade ukrainische Geflüchtete bieten ein hohes Arbeitsmarktpotenzial, das noch besser genutzt werden kann. Dies zeigt eine Studie des ZEW Mannheim, die auf Mikrozensus-Daten basiert. „Wir können in diesen Daten die Integrationsverläufe zahlreicher Migrantengruppen miteinander vergleichen, von den sogenannten Gastarbeitern, über Personen, die nach dem Fall des Eisernen Vorhangs aus Osteuropa kamen, bis hin zu Geflüchteten und EU-Bürger/innen…
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Die EZB macht derzeit einen überzeugenden Job
Der EZB-Rat hat eine erneute Zinserhöhung um 25 Basispunkte beschlossen. Damit erreicht der Zins für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte der Banken 4,0 Prozent. Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW Mannheim, erklärt dazu: „Die EZB macht derzeit einen überzeugenden Job, um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Trotz eines ungünstigen Konjunkturausblicks hebt sie die Zinsen weiter an und demonstriert, dass die Rückkehr zur Preisstabilität Priorität hat. Allerdings haben einige günstige Entwicklungen der letzten Monate diese Konsequenz erst möglich gemacht. Die aktuelle italienische Regierung verfolgt eine vergleichsweise vorsichtige Fiskalpolitik. Das sorgt dafür, dass die Renditen italienischer Staatsanleihen auch bei steigenden EZB-Zinsen nicht außer Kontrolle geraten. Außerdem ist das Credit-Suisse-Debakel…
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Schneller, fairer und transparenter zum Kita-Platz
Erfolgreiche Pilotprojekte zeigen: Mithilfe einer frei zugänglichen Software lässt sich die Vergabe von Kita-Plätzen in wesentlichen Aspekten verbessern. Zudem legt das Verfahren offen, wie viele Plätze vor Ort tatsächlich fehlen. Um es interessierten Jugendämtern und Trägern einfacher zu machen, die Software selbstständig umzusetzen, gibt es nun eine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Die Vergabe von Kita-Plätzen kann für Jugendämter, Kita-Leitungen und Eltern herausfordernd und aufwändig sein. Verschärft wird die Situation dadurch, dass vielerorts die Nachfrage nach Plätzen das Angebot übersteigt. Wer dabei leer ausgeht, stellt schnell die Methodik des Verfahrens infrage. Wie die Platzvergabe transparenter und gerechter erfolgen kann, zeigen Kommunen wie die Stadt Kaiserslautern in Rheinland-Pfalz und der Kreis Steinfurt in Nordrhein-Westfalen. Dort…
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US-Schuldenbremse sorgt für mehr Weitsicht
Um einen Zahlungsausfall der USA zu vermeiden, verständigten sich US-Präsident Joe Biden und Oppositionsführer Kevin McCarthy auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze. Hierzu hat nun das von den Republikanern kontrollierte Repräsentantenhaus zugestimmt, eine Bestätigung durch den von Bidens Demokraten kontrollierten Senat steht noch aus. Was sind die Auswirkungen einer solchen angepassten US-Schuldenbremse? Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW Mannheim, ordnet den Deal wie folgt ein: „Der Deckel für die US-Staatsverschuldung hat zu Unrecht ein schlechtes Image. Auch der nun offenbar gelöste Konflikt um die Anhebung zeigt wieder, wie hilfreich und heilsam eine solche Schuldenregel ist. Der Konflikt hat die Biden-Administration gezwungen, den viel…
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Lohnkostengetriebene Inflation kommt erst richtig in Schwung
Das Statistische Bundesamt hat die vorläufigen Ergebnisse zur Entwicklung der deutschen Inflationsrate im Mai 2023 veröffentlicht. Die am deutschen Verbraucherpreisindex gemessene Inflationsrate ist diesen Berechnungen zufolge weiter von 7,2 Prozent im April auf 6,1 Prozent im Mai gefallen. Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW Mannheim, erklärt dazu: „Deutschland und die Eurozone leiden weiterhin unter einer Inflation, die immer noch mehr als vier Prozentpunkte über dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent liegt. Wer jetzt wegen des Rückgangs der Inflation schon die Rückkehr zur Preisstabilität erwartet, könnte sich zu früh freuen. Zwar fallen aktuell die Preise bei den Lebensmitteln leicht und das Deutschland-Ticket…
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Unternehmensgründer leiden unter Energiekrise und Ukraine-Kriegsfolgen
Das Jahr 2022 markiert in vielerlei Hinsicht einen Einschnitt – so auch beim Gründungsgeschehen in Deutschland. Um 7 Prozent ging die Zahl der Unternehmensgründungen laut einer gemeinsamen Untersuchung von Creditreform und dem ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung im Vergleich zum Vorjahr zurück. In den Jahren 2020 und 2021 hatten sich die Gründerzahlen bei knapp 176.000 neuen Unternehmen eingependelt – trotz Corona-Pandemie und dadurch bedingten wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Für das Jahr 2022 gehen Creditreform und das ZEW von nur knapp 163.000 Gründungen aus. Dieses vorläufige Ergebnis korrespondiert in etwa mit der Gewerbeanzeigenstatistik des Statistischen Bundesamtes von Januar 2023. Demnach sank die Zahl der neu angemeldeten Gewerbe um 5 Prozent gegenüber dem…
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EZB-Inflationsziel bleibt in weiter Ferne
Die Inflationserwartungen der vom ZEW Mannheim befragten Finanzmarktexpertinnen und -experten für den Euroraum stabilisieren sich im Mai 2023 auf hohem Niveau. Für die kommenden Jahre wird mit einem Rückgang der Inflation gerechnet, das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) wird voraussichtlich erst nach 2025 erreicht werden. Während eine große Mehrheit der Befragten besorgt auf die Lohnentwicklung im Euroraum blickt, führten Entwicklungen bei Energiepreisen und bei der EZB-Geldpolitik bei einigen Teilnehmenden zu rückläufigen Inflationserwartungen. Für das Jahr 2023 erwarten die Experten/-innen mindestens einen weiteren Zinsschritt von der EZB. In den Jahren 2024 und 2025 sollen die EZB-Zinsen wieder schrittweise fallen. Dies sind die Ergebnisse der Sonderfrage des ZEW-Finanzmarkttests vom Mai 2023, in…