-
Digitalisierung verringert Verkehrsaufkommen nicht zwangsläufig
Der durch die Corona-Pandemie verursachte Digitalisierungsschub entfachte neue Hoffnungen, dass die steigende Verbreitung von Homeoffice und Online-Angeboten zu einer dauerhaften Reduktion des Verkehrsaufkommens führen könnte. So wurde im Koalitionsausschuss am 28. März 2023 unter anderem die Förderung von Homeoffice beschlossen, um berufliche Wege zu verringern. Wie eine aktuelle ZEW-Studie zeigt, reduzierte sich während der ersten beiden Jahre der Pandemie die Mobilität in (Land-)Kreisen mit höherer Unternehmensdigitalisierung tatsächlich stärker. Allerdings ist für die Zeit nach dem Wegfall der Homeoffice-Pflicht und anderer Corona-Maßnahmen im März 2022 ein Zusammenhang zwischen Digitalisierung und Mobilitätsreduktionen nicht länger nachweisbar. Die Studie basiert auf Daten zum Digitalisierungsgrad von Unternehmen und auf Mobilfunkdaten auf Kreisebene im Zeitraum Januar…
-
Bremsen Fiskal-Interessen den Abbau der EZB-Vermögenswerte?
Hält die Europäische Zentralbank (EZB) das gegenwärtige geringe Tempo beim Abbau der Vermögenswerte aus dem Anleihekaufprogramm PSPP bei, würde dieser bis 2042 dauern. Zudem haben sich die PEPP-Reinvestitionen noch stärker in Richtung Italien und Spanien verschoben. Gleichzeitig hält das Eurosystem einen Anteil der gesamten Staatsschuld der Eurostaaten von über 30 Prozent. Diese Indizien deuten auf fiskalpolitische Motive hin. Das zeigt ein Update einer fortlaufenden Studie des ZEW Mannheim zu Größenordnungen und Kapitalschlüssel-Abweichungen der EZB-Wertpapierkaufprogramme, die mit Unterstützung der Brigitte Strube Stiftung erarbeitet wurde. Bis Juni 2022 erreichten die Nettokäufe im PSPP (Public Sector Purchase Programme) und PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) ein Gesamtvolumen von 4,41 Billionen Euro. Seitdem begann die…
-
Renommierte Innovationsökonomin übernimmt Bereichsleitung
Prof. Dr. Hanna Hottenrott leitet ab April 2023 den ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“. Die Bereichsleitung ist mit ihrer Professur für Innovationsökonomik an der School of Management der Technischen Universität München (TUM) verknüpft, die sie seit 2016 innehat. Hanna Hottenrott war bereits seit 2008 als Research Associate am ZEW Mannheim tätig. Im Mittelpunkt Ihrer Forschung und Lehre stehen Fragen zur Innovations- und Wissenschaftsökonomik sowie zum technologischen Wandel. „Wir freuen uns sehr, dass wir Hanna Hottenrott gewinnen konnten. Sie ist eine äußerst renommierte Wissenschaftlerin im Bereich der Innovations- und Unternehmensforschung. Unter anderem plant sie, das Thema nachhaltige Innovationen durch grüne Start-ups weiter zu erforschen. Das passt richtig gut – die Transformation der…
-
ZEW-Umfrage: Immobilien als Anlage immer unattraktiver
Im ZEW-Finanzmarkttest vom März 2023 haben sich die Einschätzungen der Finanzmarktexperten/-innen zu Anlagen in Immobilien erneut deutlich verschlechtert. Bereits im ZEW-Finanzmarkttest vom September 2022 wurde diese Anlageklasse sehr negativ beurteilt. Den Expertinnen und Experten zufolge wird die Attraktivität von Anlagen in Immobilien aktuell von einer Vielzahl von Faktoren reduziert. Zum einen belasten die bereits stark gestiegenen Zinsen und der Ausblick auf weitere Zinserhöhungen. Zum anderen haben sich die Immobilienpreise laut Einschätzungen der Befragten noch nicht an das veränderte Marktumfeld angepasst und sind aktuell zu hoch. Mit Blick auf den Euroraum werden Anlagen in Immobilien zudem durch die politischen Rahmenbedingungen belastet. Nach einem außergewöhnlich schlechten Jahr für Staats- und Unternehmensanleihen gewinnen…
-
Zweistellige Lohnforderungen nicht aus der Luft gegrif
Dieses Jahr werden die Lohnverhandlungen mit mehr Vehemenz als sonst geführt.Die Arbeitnehmerseite fordert zweistellige Lohnzuwächse; eine Größenordnung, die in den letzten Jahren kaum denkbar war. Dr. Friedhelm Pfeiffer, stellvertretender Leiter des Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen“ am ZEW Mannheim, erörtert auf Basis von aktuellen ZEW-Umfrageergebnissen, Inflationserwartungen und Informationen des Statistischen Bundesamtes den gesamtwirtschaftlichen Hintergrund der jüngsten Lohnforderungen sowie die Chancen ihrer Realisierung. Friedhelm Pfeiffer kommentiert zu seinen Berechnungen: „Bei allen im Folgenden genannten und selbst berechneten wirtschaftlichen Größen für 2023 handelt es sich um Erwartungsgrößen. Welche Werte tatsächlich realisiert werden, wird man erst Anfang 2024 sagen können. Die vorliegende Analyse verdeutlicht aber, dass zweistellige Lohnforderungen nicht unbedingt aus der Luft gegriffen…
-
Der beginnende Abwärtstrend hat wenig Aussagekraft
Das Statistische Bundesamt hat die vorläufigen Ergebnisse zur Entwicklung der deutschen Inflationsrate im Februar 2023 veröffentlicht. Die am deutschen Verbraucherpreisindex gemessene Inflationsrate ist diesen Berechnungen zufolge nach 8,7 Prozent im Januar bei 8,7 Prozent im Februar geblieben. Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW Mannheim, erklärt dazu: „Nach dem Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine wird die Inflation von jetzt an deutlicher fallen. In der Statistik steht der Jahrestag für den Basiseffekt. Künftig wird das aktuelle Preisniveau mit dem bereits durch den Kriegsausbruch beeinflussten Vorjahresniveau verglichen. Der im März mit Sicherheit beginnende Abwärtstrend hat wenig Aussagekraft in Bezug auf die langfristige Dynamik der…
-
Inflation und Zinssätze bleiben langfristig hoch
Das Inflationsziel der EZB von 2,0 Prozent wird im Zeitraum 2023-2025 voraussichtlich stärker überschritten als im November 2022 angenommen. Die Lohnentwicklung im Euroraum hat unter Finanzmarktexpertinnen und-experten erneut zu höheren Inflationserwartungen geführt, während die Energiepreise einen dämpfenden Effekt hatten. Die Experten/-innen gehen davon aus, dass die EZB die Zinsen in den kommenden Sitzungen weiter anheben wird, und zwar stärker als im November 2022 erwartet. Im Vergleich zum Jahr 2022 sollen die die Zinserhöhungen im Jahr 2023 allerdings nicht mehr so hoch ausfallen. Für 2024 und 2025 erwarten die Befragten wieder eine Senkung des Leitzinses. Dies sind die Ergebnisse der Sonderfrage des ZEW-Finanzmarkttests vom Februar 2023, in der die Befragten ihre…
-
Mehr Hochschulförderung – mehr Innovationen in Unternehmen?
In 2006 beschlossen Bund und Länder, die Spitzenforschung an deutschen Universitäten auf neue Weise im Rahmen der Exzellenzinitiative zu fördern. Die drei Förderlinien Exzellenzcluster, Graduiertenschulen und Zukunftskonzepte haben die universitäre Forschung nachhaltig belebt. Ob indes auch die Innovationskraft privater Unternehmen von der Exzellenzinitiative profitiert hat, untersucht eine aktuelle Studie des ZEW Mannheim. Sie zeigt, dass von den drei genannten Förderlinien allein Exzellenzcluster die Innovationstätigkeit von regionalen Unternehmen bisher beeinflusst haben – und dies auch nur unter bestimmten Bedingungen. So erhöht die Förderung eines zusätzlichen Exzellenzclusters an einer deutschen Universität die Wahrscheinlichkeit, dass ein in derselben Arbeitsmarktregion ansässiges Unternehmen Innovationen einführt, um bis zu 0,9 Prozentpunkte. „Allerdings ist dieser positive Effekt…
-
Aus diesen zwei Gründen sind Aufstiegschancen für Frauen oft begrenzt
Sättigungs- und Ersetzungseffekte versperren Frauen regelmäßig den Zugang zu Spitzenpositionen. Das zeigt eine Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des ZEW Mannheim, der Technischen Universität München und der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung. Hierzu wurden die Geschlechterverhältnisse in Vorständen und Aufsichtsräten von über 3.000 Unternehmen in Europa im Zeitraum von 2002 bis 2019 untersucht. „Allein durch Arbeitsmarkt-Mechanismen gelingt es kaum, die ungleiche Verteilung von Männern und Frauen in Top-Positionen zu beenden“, sagt Prof. Dr. Hanna Hottenrott, ZEW Research Associate und Professorin für Innovationsökonomik an der Technischen Universität München. „Frauen sprechen häufig von unsichtbaren und unüberwindbaren Hürden beim beruflichen Aufstieg in Spitzenpositionen. Unsere Studie zeigt, dass diese Hürden ganz konkret und unmittelbar…
-
Der Scheitelpunkt des großen Inflationsschubs ist erreicht
Mit Verspätung hat das Statistische Bundesamt die vorläufigen Ergebnisse zur Entwicklung der deutschen Inflationsrate im Januar 2023 veröffentlicht. Die am deutschen Verbraucherpreisindex gemessene Inflationsrate ist diesen Berechnungen zufolge nur geringfügig gestiegen, von 8,6 Prozent im Dezember auf 8,7 Prozent im Januar. Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW Mannheim, erklärt dazu: „Der nur noch geringe Anstieg zu Jahresbeginn zeigt, dass der Scheitelpunkt des großen Inflationsschubs erreicht ist. Der Jahreswechsel ist eigentlich für viele Dienstleister der Zeitpunkt für eine Anpassung ihrer Preislisten, Verträge mit jährlicher Laufzeit werden oftmals zum Jahresbeginn erneuert. Viele Anbieter hatten ihre eigenen Kostensteigerungen noch nicht weitergegeben und haben das jetzt nachgeholt.…